Es ist ein schöner Herbstnachmittag als wir am Kleinbasler Fähristeg darauf warten, dass die Ueli-Fähre die Rheinseite wechselt und zu uns übersetzt. Gerade fährt ein grosses Lastenschiff vorbei. Mächtig und schnell ist der Koloss unterwegs – die kleine Ueli-Fähre wirkt daneben wie ein Zwerg, die ruhig über das Wasser gleitet.
Remy mit seinem unverkennbaren Bart entdeckt uns schon von weitem und winkt uns zu. «Kommt ihr an Bord?» Wir steigen ein. Ein kleiner Junge turnt am Geländer des Steges rum und ruft Remy etwas zu. Offenbar kennen sich die beiden. Seine Mama und die kleine Schwester kommen auf den Steg. Nun springt der kleine Junge auf die Fähre. «Remy, gut dass ich dich sehe.», sagt die Mutter. «Ich brauche einen Rat von dir. Was denkst du welche Sportart passt am besten zu ihm?» und zeigt auf den Kleinen, der vorn auf der Fähre Kung Fu-Bewegungen übt. «Also, ich habe einen schwarzen Gürtel in Mikado.», entgegnet Remy und schmunzelt. Wir spüren, Remy ist ein Menschenfreud, und besonders mit Kindern kann er sehr gut. Er meint dazu ganz simpel: «Wenn du Kindern auf gleicher Ebene begegnest und auch für einen Scherz zu haben bist, kommt die gute Stimmung ganz von alleine.»
Zwischen dem hin und her finden wir nun noch Zeit, Remy einige Fragen zu stellen. Mit Blick auf unser Notizbuch stellen wir fest, dass die ersten Fragen bereits beantwortet sind. Wir wollten wissen, was ihm die Menschen tagein tagaus erzählen…
Remy, die Fähren fahren seit eh und je gleich. Doch die Mobilität hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Spürst du einen Unterschied?
Aber ja, besonders die E-Bikes und die neuen E-Trottinetts fallen schon vermehrt auf. Früher gab es viel mehr Skateboards. Heute siehst du fast keine Jugendlichen mehr skaten. Am Wochenende gibt es auch viel mehr Spaziergänger am Grossbasler Rheinufer. Seit der Weg am Rhein nach Frankreich geöffnet ist, habe ich dreissig Prozent mehr Fahrgäste.
Fäärimaa ist ja weniger ein klassischer Beruf als echte Leidenschaft. Wie bist du eigentlich zu Lande mobil?
Ich bin oft mit dem Velo unterwegs. Leider wurde mir bereits das zweite Mal ein Velo gestohlen. Ob ich im Frühjahr wieder ein neues kaufe muss ich schauen, aber wahrscheinlich schon. Gerade im Winter greife ich auch manchmal aufs Auto zurück, immerhin fährt es mit Erdgas! Ein wenig Grün ist es also. Ich brauche das Auto vor allem dann, wenn ich viele Dinge zu transportieren habe, wie für unsere Fondue-Anlässe.
Remy, das Jahresende kommt näher. Was ist das Verrückteste, das du in diesem Jahr erlebt hast?
Ich bin seit über fünfzehn Jahren Fährimaa und immer noch glücklich, jeden Tag hierher kommen zu dürfen. Das ist doch verrückt. Die wunderschöne Arbeit, die Menschen und einfach das Privileg, hier sein zu dürfen. Viele von uns haben immer Zeitdruck und oft den Blick auf irgendeinen Bildschirm gerichtet. Schau dir diese Aussicht an! Das wird durch nichts geschlagen. Remy zeigt auf das Panorama und inzwischen hat sich der Tag zur Nacht verwandelt, mit vielen bunten Lichtern.
Mittlerweile sind wir doch einige Male hin- und hergefahren. Menschen kamen und gingen und die Zeit verging wie im Flug. Was bleibt ist ein Gefühl der Ruhe. Und wir freuen uns bereits jetzt auf die nächste Fahrt mit der Fähre.
Übrigens, falls dir wie Remy auch schon mal das Velo gestohlen wurde, dann schau dir unseren Tipps zum Veloschloss an.
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