Anita, wie seid ihr auf die Idee gekommen, stadtgerechte Mobilität zu fördern?
Vor einigen Jahren stand eine Sanierung in unserer Siedlung bevor. Da kam auch die Frage bezüglich der Parkplätze auf. Wir sind aber vom Platz stark beschränkt, zudem stehen unsere Gebäude in einer Schonzone. Also darf nichts abgerissen oder gross verändert werden. Unter unserer Alterssiedlung befindet sich zwar eine Tiefgarage mit einigen Parkplätzen, doch diese wurde 1970 gebaut und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zuerst wollten wir eine neue Tiefgarage bauen lassen, aber das wäre extrem teuer geworden.
Eine erste Befragung der Anwohner ergab, dass sie häufig mit dem Velo, im ÖV oder mit Carsharing von Mobility unterwegs sind und die Nachfrage nach weiteren Autoparkplätzen gar nicht so gross ist. So wurde die Idee verworfen und nach neuen Möglichkeiten gesucht.
Und wie ging es danach weiter?
Im Rahmen des Projektes MIWO (= Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen) haben wir noch genauer angeschaut, welche Bedürfnisse die Bewohner haben und wie die Mobilität in der Siedlung weiter verbessert werden kann. Wir hatten die Idee, das Mobilitätsangebot in der Siedlung mit einem zweiten Mobility-Standplatz zu erweitern. Favorisiert war auch das Lastenvelo. Da wir aber im Umkreis von ein paar Hundert Metern gleich zwei Lastenvelo-Verleihstationen haben, setzen wir als ergänzendes Angebot auf einen Veloanhänger.
Die Wohngenossenschaft verfügt nun tatsächlich über zwei Mobility-Standplätze, viele Veloabstellplätze und einen gemeinsamen Veloanhänger. Werden die Angebote auch rege genutzt?
Definitiv, sonst hätten wir auch keinen zweiten Mobility-Standplatz bekommen. Unser Veloanhänger ist noch recht neu und die Bewohner müssen sich an die Möglichkeit gewöhnen. Auch die Abläufe beim Ausleihen können noch etwas optimiert werden. Aber die Nutzung zieht immer weiter an.
Eure Siedlung verfügt über 187 Wohnungen und entsprechend viele Bewohner. Ziehen denn alle am Konzept mit?
Die durchgeführten Umfragen waren sehr klar. Man möchte mobil sein, aber auch wenig Lärm haben. Es soll einfach, effektiv, aber auch preisgünstig sein. Konflikte sind immer auszubalancieren. Doch im Ganzen stehen die Bewohner hinter der Entwicklung des Mobilitätsmanagements. Für einzelne Gruppen, wie Familien, welche gerne ein Auto möchten, müssen wir ebenso weiterdenken. Eine Idee ist es, die Elektromobilität im Quartier voran zu bringen. Für Velos, aber auch für Autos.
Interessant. Und wie stellt ihr das an, die E-Mobilität zu fördern?
Wir verfügen über viele Sonnenkollektoren und produzieren Strom. Wir könnten unseren Bewohnern also günstigen Strom zum Aufladen ihrer Elektrobikes oder -autos anbieten. So ergibt sich dann schon eine gewisse Attraktivität.
Kannst du das Konzept auch für andere Wohnsiedlungen empfehlen?
Ein modernes Mobilitätsmanagement kann ich jedem empfehlen. Das heisst genau, hinschauen, die Bedürfnisse erkennen und handeln. Schlussendlich soll es die Lebensqualität der Bewohner steigern und auf die verschiedenen Anliegen eingehen, die sich während eines Lebens natürlich auch verändern können.
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Basel, 03.07.2018