Viele Kinder träumen davon, ein Tram führen zu dürfen. Wie kam es bei dir dazu?
Auch bei mir war als kleines Kind die Faszination für Trams und Busse gross. Ich bin im Burgfelderhof aufgewachsen und fuhr dann mit dem Tram zur Schule. Später kam dann der Bus ins Joggeli an die FCB-Spiele dazu. Immer neugierig, habe ich mit den Wagenführern gesprochen und versucht, die vielen komplexen Prozesse dahinter zu verstehen. Besonders interessiert hat mich auch immer die Frage, wie es die Fahrzeuge schaffen, den Fahrplan so exakt einzuhalten.
Und wie ist es möglich, dass der Fahrplan so genau eingehalten wird?
Wir arbeiten mit einem Computerprogramm. Läuft alles nach Plan, bewegen wir uns meistens in einem Zeitfenster von plus-minus einer Minute. Das Programm schickt dann auch ständig Informationen an die Leitstelle, ob ich stehe oder rolle und wo ich mich genau befinde. Und natürlich kommen auch Informationen zurück zu mir in den Führerstand. Falls irgendwo Probleme oder Verspätungen auftreten, kann man schnell reagieren. Wir haben über das ganze Netz verteilt Wendeschlaufen, oder wir kürzen eine Linie direkt ein. Der 14er kann beim Bankverein rechts abbiegen und fährt über die Wettsteinbrücke, anstatt durch die Innenstadt. So können wir fünf bis sechs Minuten aufholen. Der nachfolgende Kurs kann dann wieder normal fahren.
Als Tramchauffeur trägst du Verantwortung für viele Passagiere und für dein Fahrzeug. Wie ist das so?
Zu Beginn bist du sehr nervös. Die Auflagefläche eines Trams ist kleiner als bei einem Auto, obwohl wir zwischen sechs und zehn Achsen haben. Doch schon bei der ersten Gefahrenbremsung spürt man, wie gut und schnell ein Tram bremsen kann. Ein Tram hat Magnete, welche dann auf die Schienen gelegt werden, und dann gibt es kein vorwärts und kein rückwärts mehr. Da unsere Fahrgäste und auch der Wagenführer nicht angeschnallt sind, fahren wir bewusst noch vorsichtiger.
Trams geniessen eine bevorzugte Stellung im Strassenverkehr. Dennoch musst du die anderen Verkehrsteilnehmer im Blick haben. Wie kann man sich das vorstellen?
Der Individualverkehr um uns herum macht unsere Arbeit besonders spannend. Wir müssen den Verkehr im Blick behalten und ständig analysieren und interpretieren. Der Klassiker ist der Fussgänger mit dem Handy in der Hand und gesenktem Kopf. Wir bimmeln und gehen in die Eisen. Meistens erschrickt der Passant, ab und zu kommt noch der berüchtigte Finger und er läuft weiter. Doch so eine Szene kann auch ganz schnell schiefgehen. Viele Unfälle könnten verhindert werden, würden mehr Menschen präsent am Verkehr teilnehmen und auch auf das Verhalten der anderen reagieren. Mit dem Passanten am Mobiletelefon werden wir uns aber leider abfinden müssen. Wir werden natürlich auf solch heikle Situationen geschult und versuchen so, das Schlimmste zu verhindern.
Du hast definitiv den schönsten Platz im Tram. Auf welcher Linie fährst du am liebsten?
Die Linien 15 und 16 am frühen Morgen sind definitiv meine Favoriten. Du fährst im wunderschönen Sonnenlicht über die Wettsteinbrücke und dann das Bruderholz hinauf, wo du auch oft noch Wild siehst. Du erlebst die Stadt beim Erwachen, und das ist atemberaubend.
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