Elektroboom auf zwei Rädern

Seit vielen Jahren legen die E-Bike-Verkäufe kräftig zu. 2018 war bereits jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike. Hinzu kommen noch die neuen E-Trottis. Fahren wir künftig also nur noch elektrisch? Christine Steinmann, zuständig für Verkehrssicherheit beim VCS Schweiz verrät uns mehr.

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E-Bikes sind voll im Trend. Geht der Zuwachs auch dieses Jahr weiter?
Ja, das E-Bike erlebt zurzeit einen regelrechten Boom. Und das ist gut so! Durch die elektronische Unterstützung wird das Velo für immer mehr Menschen zum praktischen Alltagsfahrzeug – sei es für den Arbeitsweg, für den Einkauf oder für die Freizeit. Die Vorzüge sind bestechend: Du bist in Bewegung, kommst staufrei von A nach B und die Parkplatzsuche entfällt. Das E-Bike leistet als Ergänzung zum normalen Velo und als kostengünstige Alternative zum Auto somit einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige Mobilität.

Lohnt es sich dann überhaupt noch, ein normales Velo zu kaufen? 
Selbstverständlich lohnt es sich. Ein konventionelles Velo hat viele Vorteile: Es kostet weniger, es ist deutlich leichter und die Wartung ist viel einfacher – für kurze Strecken ist es nach wie vor das Fortbewegungsmittel erster Wahl. Ich denke aber auch an Kinder und Jugendliche: Für sie sind Velos die beste Möglichkeit, den Verkehrsalltag kennen zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Ein E-Bike dürfen sie erst ab 16 Jahren ohne Ausweis fahren.

Und warum entscheiden sich immer mehr Leute für ein E-Bike? 
Auf dem E-Bike ist man mit geringer oder mässiger körperlicher Anstrengung dynamisch unterwegs – die ideale Motivation. Insbesondere in Städten und Agglomerationen kann das E-Bike seine Vorzüge voll ausspielen. So kommt man morgens rasch durch den dichten Verkehr und erreicht den Arbeitsplatz nicht verschwitzt und mit durchlüftetem Kopf. Wer dieses Gefühl selbst einmal erlebt hat, weiss es zu schätzen.

Das E-Bike kann aber noch mehr: Mit einem Anhänger oder einem Cargo-E-Bike können Kinder und Waren praktisch und umweltfreundlich transportiert werden. Dank des E-Bikes sind heute verschiedene Generationen gemeinsam auf dem Velo unterwegs: Die Grossmutter fährt zum Beispiel gemeinsam mit dem Enkelkind in den Zoo.

Und wie sieht es mit dem Akku aus? Gibt es bald Ladestationen in Innenstädten? 
Teilweise sind Lademöglichkeiten bereits vorhanden, z.B. in den Velostationen. Mit dem Akku kommt man aber bereits heute schon 50 bis 80 Kilometer weit. Da reicht der gelegentliche Gang zur Steckdose bei der Arbeit oder zu Hause. Und die Akkus werden ständig weiterentwickelt und erlauben künftig noch grössere Reichweiten. Ein breites Netz an öffentlichen Ladestationen wird also gar nicht nötig sein. Zunehmen wird hingegen die Nachfrage nach gut ausgebauten Abstellanlagen. Ich persönlich lasse mein teures E-Bike nicht gerne unbewacht und ohne Wetterschutz über Nacht stehen. Hier gibt es eindeutig Nachholbedarf.

Neben den E-Bikes gibt es nun auch eine E-Trottinett-Welle. Hype oder Trend? 
Glücklicherweise hat der Mensch zwei Beine zum Gehen – oder zum Velofahren. Gerade in der heutigen Zeit, in der Bewegung definitiv Mangelware ist, erstaunt es, dass Leute freiwillig darauf verzichten, aktiv zu sein. Die E-Trottinetts dürfen zudem nicht auf Trottoirs verwendet werden, das heisst sie müssen auf der Strasse fahren. Würden sie auf Fussgängerflächen freigegeben, wären Unfälle vorprogrammiert. Ein schwierige Situation. Sicherlich gibt es gewisse Einsatzgebiete, die sinnvoll sind. Der Mehrwert im Strassenverkehr ist aber insgesamt nicht so gross. So bleibt zu hoffen, dass sich dieser Hype bald wieder etwas legt.

Mehr zur E-Mobilität im ÖV und mit dem Auto gibt in unserem Blog.

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