Die App LezzGo soll dich mit dem ÖV einfacher ans Ziel bringen. Sie wird gerade in der Schweiz getestet. Werden wir in Zukunft also einfach einsteigen und losfahren?
Bei LezzGo checkt der Kunde zu Beginn der Reise in der App ein und kann dann mit einem Mobilitätsmix aus Bahn, Bus, Postauto und Tram in der Schweiz reisen. Die Fahrten werden per GPS aufgezeichnet und am Ende des Tages wird der Preis automatisch berechnet. Für den Kunden ist das eine bequeme Lösung. Ich erwarte in Zukunft eine Vielzahl solcher Systeme. Die Suche nach einzelnen Informationen, wie z.B. beim Ticketkauf wird sich aufgrund solcher Automatisierungen immer mehr verringern. Wichtig wird sein, dass hier auch alle Transportangebote eingeschlossen sind. Derzeit gibt es noch ein paar Ausnahmen. Zum Beispiel können bei LezzGo keine Spartickets oder Bergbahnen ausserhalb des GA-Bereichs angerechnet werden.
Einige Automobilkonzerne stellen sich eine Zukunft vor, in der niemand mehr ein eigenes Auto besitzt. Du bestellst einfach ein Auto, welches autonom fährt und dich auf dem bestmöglichen Weg chauffiert. Bleibt dies eine Vision?
Technologisch sollte dies bald schon möglich sein. Ich sehe aber noch grosse Herausforderungen im regulativen Bereich und auch beim Schutz der Privatsphäre. Es ist noch nicht geklärt, was die rechtlichen Konsequenzen sind, wenn ein autonomes Auto in einen Verkehrsunfall gerät. Ich bin überzeugt, dass auch diese Hürden überwunden werden. Ich glaube aber nicht, dass dies in nächster Zukunft flächendeckend geschehen wird. Zusätzlich bedarf es auch einer gewissen Verhaltensänderung beim einzelnen Menschen. Viele hängen immer noch sehr stark am eigenen Auto.
In den Städten und Agglomerationen liegt das Velo voll auf Erfolgskurs. Wird dieser Trend auch weiter anhalten?
Ich denke, ja. Man sieht ja auch, dass immer mehr junge Leute mit dem Velo unterwegs sind und dass die Führerscheinprüfungen seit einiger Zeit rückläufig sind. Das Velo ist sicherlich ein optimales Verkehrsmittel für kurze und mittlere Strecken und auch ein praktischer Teil des Mobilitätsmixes. Und dass das Velo ein wichtiger Teil des Verkehrs ist und bleiben wird, sieht man auch in anderen Städten, wie etwa in Kopenhagen.
Bahnhöfe und Flughäfen sind mehr als nur Verkehrsknoten. Auch andere Dienstleister drängen an solche Orte. Gibt es weitere Lebensbereiche, welche sich durch unsere Mobilität verändern werden?
Ein Paradespiel bezüglich des Einflusses unserer Mobilität auf Retailer und Dienstleister ist sicherlich ‚The Circle‘ am Flughafen Zürich. Hier entsteht quasi eine halbkreisförmige Kleinstadt, die von diversen Geschäften bis zum Gesundheitszentrum eine breite Palette an Services bietet und stark auf mobile Menschen ausgerichtet sein wird.
Auch unsere Arbeitsgewohnheiten haben sich im Zuge der steigenden Mobilität geändert und werden sich noch stärker ändern. Viele Menschen nutzen heute ihre Mobilitätszeit als Arbeitszeit. Das funktioniert im öffentlichen Verkehr bereits sehr gut und wird sich in Zukunft mit autonomen Autos verstärken. Wenn man nicht selbst fahren muss, bleibt Zeit für andere Dinge.
Obschon in diesem Bereich noch viel geforscht wird und sich ständig Veränderungen ergeben, sind bereits viele von uns mit einem Mix mobil. Sei dies beim Pendeln zu Fuss in Kombination mit dem ÖV. Andere sind während der Woche mit dem Velo unterwegs und nutzen am Wochenende Carsharing für den Einkauf oder einen Ausflug. Und wenn Bus und Tram mal nicht fahren, setzen viele auf Bikesharing oder Scootersharing, wie Pick-e-Bike oder nutzen eins der zahlreichen Elektro-Trottis.
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