13’500 Kundinnen und Kunden, 500 bis 700 Fahrten pro Tag: Mit Ihrem Sharing-Angebot ist die BLT-Tochter Pick-e-Bike auf grosses Interesse bei der Basler Bevölkerung gestossen. Geschäftsführer Stephan Brode verrät im Interview mehr über Auslastung, Zukunftspläne und die Aktionen während der Mobilitätswoche Basel Dreiland.
Vor gut einem Jahr ging Pick-e-Bike mit ursprünglich rund 250 Velos auf die Reise. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung?
Das System wurde von den Kundinnen und Kunden gut angenommen. Das zeigen die bisher rund 18’000 Anmeldungen, aber vor allem auch die erfreulichen Nutzungszahlen: Im Jahr 2018 kamen wir auf mehr als eine Million Minuten, die unsere Bikes unterwegs waren. Bei einem neuen System wie Pick-e-Bike kann man kaum vorhersagen, wie gut es von der Bevölkerung angenommen wird. Umso mehr freuen wir uns, dass sich der positive Trend aus dem Jahr 2018 auch im 2019 fortsetzt. Daran sehen wir, dass ein echtes Bedürfnis für diese sogenannte Mikromobilität vorhanden ist.
Sie haben auch bereits den ersten Winter hinter sich gebracht. Gehen die Zahlen in der kalten Jahreszeit drastisch nach unten?
Während des Winters haben wir die Flotte ein wenig verkleinert. So konnten wir rund 50 Bikes in unserer Werkstatt überholen, während gleichzeitig die Batterien geschont wurden. Wir waren uns zu Beginn nicht sicher, ob die Bikes im Winter überhaupt genutzt werden. Tatsächlich ging die Nutzungszeit nur um rund die Hälfte zurück, wovon wir positiv überrascht waren. Selbst an einem wirklich unangenehmen Tag mit Eisregen kamen wir noch auf mehr als 1000 Minuten.
Seit April stellen Sie auch E-Scooter zur Miete zur Verfügung. Wie wurde dieses Angebot in den ersten Monaten angenommen?
Die E-Scooter waren der am häufigsten geäusserte Kundenwunsch. Schon in den ersten beiden Wochen konnten wir eine noch höhere Auslastung als bei den Bikes beobachten, und daran hat sich nichts geändert. Der Schritt hat uns auch ein anderes Publikum erschlossen: Es gibt Kundinnen und Kunden, die ausschliesslich E-Scooter mieten, aber keine E-Bikes.
Bei Freefloating-Systemen wie Pick-e-Bike können Benutzerinnen und Benutzer die E-Bikes genau dort abstellen, wo ihr persönlicher Weg endet. Sicher ist es eine Herausforderung, dafür zu sorgen, dass die Bikes trotzdem dort verfügbar sind, wo viele Menschen ihre Fahrt beginnen möchten…
Glücklicherweise müssen wir relativ wenig eingreifen. Wir stellen fest, dass Pick-e-Bike zu einem grossen Teil von Pendlern benutzt wird: Die Nutzungsraten unter der Woche liegen deutlich höher als am Wochenende. Unsere Heatmaps bestätigen das ebenfalls: Die Bewegungen verlaufen am Morgen stadteinwärts und am Abend stadtauswärts. Deswegen verteilen sich die Fahrzeuge von selbst recht gleichmässig. Natürlich gibt es einige Ausnahmen, zum Beispiel bei besonders schönem Wetter im Solitude-Park: Die Menschen gehen hier im Rhein schwimmen und nutzen den Ausstieg an der Dreirosenbrücke. Entsprechend bleiben am Solitude-Park viele Bikes stehen. Dann greifen wir auch aktiv ein und verteilen die Fahrzeuge um.
Ihr Angebot ist ein typischer Baustein in einem modernen, urbanen Mobilitätsmix. Da drängen sich Kombinationen mit anderen Playern beinahe auf. Gibt es solche bereits? Oder sind welche in Planung?
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Die Menschen haben angefangen, umzudenken – was die Grundvoraussetzung für die Bewältigung der grossen Probleme unserer Zeit ist. Wir kommen weg vom ausschliesslichen Besitzdenken und lernen zu teilen. Ein solcher Ansatz wird uns nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Dennoch ist die Sharing Economy auf dem Vormarsch und wir begreifen, dass wir Dinge oft nicht besitzen, sondern nur benützen wollen. Genau auf dieser Idee baut Pick-e-Bike ja auf – ebenso wie der gesamte öffentliche Verkehr. Deswegen können wir uns gut vorstellen, beispielsweise U-Abo-Besitzern einen Rabatt auf unseren Minutenpreis anzubieten, da sie ja bereits für eine Form der geteilten Mobilität bezahlt haben.
Pick-e-bike ist auch der Mobilitätswoche Basel Dreiland präsent. Worauf dürfen wir uns freuen?
Am Dienstag der Mobilitätswoche können unsere Fahrzeuge zwischen 17 und 19 Uhr am Barfüsserplatz und in der Elisabethenanlage ausprobiert werden. Anschliessend bieten wir von 19 bis 21 Uhr eine E-Bike-Tour, die uns in den Kanton Baselland führt und schön aufzeigt, wie die Elektro-Unterstützung Distanzen plötzlicher kleiner erscheinen lässt.
Herr Brode, vielen Dank für das Gespräch!
Während der Mobilitätswoche warten viele weitere abwechslungsreiche Aktionen auf dich. Das vollständige Programm findest du hier.