Wenn der Veloanhänger zum Marktstand wird

Ein schönes Beispiel für kreative und innovative Transportlösungen liefert das Startup Löwebrot. Leon zeigt uns, wie der Veloanhänger zum Marktstand und etwas später der Marktstand wieder zum Veloanhänger wird. Klingt irgendwie clever.

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Bist du gerne auf den Basler Quartiersmärkten unterwegs? Dann ist dir sicher schon das Angebot von von Löwebrot aufgefallen: Vollkornbrote und Gebäcke auf Basis von Sauerteig. Wenn Unternehmensgründer Leon Weidenmüller mit seinem Cargobike auf dem Marktgelände ankommt, wird sein Veloanhänger dank geschickter Handgriffe zu seinem Marktstand. Wie das funktioniert, siehst du in unserer Bildergalerie. Wir haben uns mit Leon über gesundes Backen, zeitgemässe Mobilität und Pläne für die Zukunft unterhalten.

 

Verrate uns doch zuerst ein wenig mehr über Löwebrot: Wie und wann wurde die Idee geboren?

Begonnen hat alles mit der eindrücklichen Dokumentation «Cooked» des Journalisten Michael Pollan, in der er die Menschheitsgeschichte in Verbindung mit Lebensmitteln beleuchtet (erhältlich als Buch oder auf Netflix). Unter anderem erklärt er, wie die Lebensmittelindustrie die Brotherstellung mit chemischen Prozessen und Maschinen beschleunigt hat. Gleichzeitig zeigt er, wie das Fermentieren mit Sauerteig das Getreide für uns Menschen gut verträglich macht. Das war für mich ein bleibendes Aha-Erlebnis!

 

Das macht dich aber noch nicht zum Unternehmer…

Richtig. Ich habe mir dann von einem Bäcker einen Sauerteig geben lassen und angefangen, damit zu experimentieren. Ich brachte es soweit, dass die Leute Gefallen an meinem Brot fanden und ich auf den Matthäusmarkt eingeladen wurde. Diese Pilotphase lief noch während meines Studiums und es blieb auch bei einem Nebenjob, nachdem ich als Lehrer zu arbeiten begonnen hatte. Mittlerweile ist es genau umgekehrt: Ich gebe noch hin und wieder Stellvertretungen, aber Löwebrot ist zur Vollzeitbeschäftigung geworden – für mich und meinen Geschäftspartner Martin.

 

«Den Lieferwagen fand ich fürchterlich schwerfällig.»

 

Wie bist du zu deinem Anhänger gekommen, der sich in einen Marktstand verwandeln lässt?

Der Anhänger kommt in seiner Urform von einem Hersteller namens «Hinterher» aus München. Ursprünglich fand ich ihn vor allem praktisch, weil sich unsere Standard-Brotkisten gut damit transportieren lassen. So konnte ich alles mit dem Velo erledigen und auf die Märkte gehen. Aber ich musste noch recht viel Material wie zusätzliche Bretter und einen Schirm mitnehmen. Deswegen kam ich auf die Idee, den Anhänger so umzubauen, dass er selbst als Marktstand dient. Mit einiger Unterstützung, unter anderem von einem befreundeten Schreiner, haben wir alle Umbauten selbst vorgenommen.

Veloanhänger wird zum Marktstand umgebaut

Hast du dir nie überlegt, stattdessen einfach einen Lieferwagen zu benutzen?

Nein, das kam für mich nie in Frage. Seit ich hier lebe, habe ich immer in der Stadt gewohnt. Da wird man automatisch zum Velofahrer. Während des Studiums habe ich für einige Zeit auf dem Markt als Antipasti-Verkäufer gearbeitet. Das Unternehmen nutzte damals einen Lieferwagen, das fand ich immer fürchterlich schwerfällig. Es fängt schon beim Parkieren des Autos an, und das ganze Stand-Prinzip mit schweren Brettern und Glasscheiben passt für mich nicht mehr wirklich in die heutige Zeit.

 

Wie gut funktioniert dein Konzept bei schlechtem Wetter?

Wenn es regnet, brauche ich einfach ein Plane, um alles wasserdicht zu machen, und einen Schirm, der mich von oben her schützt. Das sind eben die kleinen Herausforderungen, von denen wir uns aber nicht aufhalten lassen.

 

Du sprichst von Herausforderungen in der Mehrzahl. Welche gibt es denn sonst noch?

Das Konzept hat sich für den Marktverkauf als absolut sinnvoll erwiesen. Nur der Aufbau gestaltet sich recht aufwendig. Ich habe über die Jahre natürlich viel Erfahrung gesammelt, welche Handgriffe lästig sind und unnötig Zeit kosten. Wenn mich jemand auf dem Markt vertritt, muss ich recht viel erklären. Deswegen haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein einfacheres Konzept zu entwickeln. Unsere Idealvorstellung: Man sollte nur ein paar Elemente ausklappen und den Schirm aufspannen müssen, und schon ist der Marktstand komplett. Daran arbeiten wir aktuell mit einem befreundeten Schlosser. Wichtig ist, dass das Gewicht nicht zu hoch wird und alles leicht zu handhaben bleibt.

 

So viel Aufwand nur für einen einzigen neuen Anhänger?

Ich sehe das so: Ich bin auf den Markt gekommen, weil mich jemand eingeladen und mir die Chance dazu gegeben hat. Alleine wäre ich vielleicht nie auf die Idee gekommen. Ich würde mich freuen, wenn ich mit meiner Idee vielleicht für andere ein paar Stolpersteine aus dem Weg räumen könnte. Deswegen suchen wir nach Lösungen, die nicht nur für uns funktionieren, sondern auch für andere Stände. Ausserdem finde ich es grundsätzlich erstrebenswert, dass weniger Verkäufer auf Autos angewiesen sind. Das würde nicht nur auf den Märkten einiges erleichtern, sondern kommt uns allen zugute, schon alleine durch weniger Bedarf an Parkplätzen.

 

Leon, herzlichen Dank! Und hier kannst du miterleben, wie Leons Anhänger sich zum Marktstand verwandelt:

Cargobike und Backwaren – das scheint gut zusammenzupassen. Im Rahmen von «Work by Bike» setzen auch die Bäckerei Kult und das BackwarenOutlet auf die praktischen Transportmittel. Mit einer Fortsetzung der Aktion ist in Kürze zu rechnen.

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