Es war fast wie im Traum: Vereinzelt tröpfelten selbst zu Spitzenzeiten Autos und Lieferwagen über den Aeschenplatz, wo sonst ein wildes Gewusel von Verkehrsmitteln aller Art herrscht. Der Coronavirus hatte bewirkt, wovon Städte sonst nur träumen: keine Staus, viel Platz im Tram, Ruhe statt Stress.
Sicher unterwegs
Bereits im Juni waren aber die Strassen in der Agglomeration wieder so voll wie vor der Krise, obwohl viele noch im Homeoffice arbeiten. Die BVB zählte Anfang Juni etwa 55% der üblichen Passagiere, der ÖV in Amsterdam war da erst bei 25%. Verkehrsbetriebe weltweit tun was sie können, um das Vertrauen in Busse und Bahnen zu stärken: Sie kümmern sich ganz besonders um die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer, verbessern die Informationen und reinigen Fahrzeuge häufiger als üblich. Seit Anfang Juli tragen die Fahrgäste in der Schweiz Schutzmasken im ÖV, das schafft zusätzliche Sicherheit. Beruhigend zu wissen, dass sich noch nirgends auf der Welt Menschen in auffälliger Zahl nachweislich in Bussen oder Metros angesteckt haben.
Seit 6. Juli 2020: Man trägt Maske im Schweizer ÖV – Quelle: Basler Verkehrs-Betriebe
Mehr ÖV, weniger Stau
Was würde denn passieren, wenn alle wieder so wie vor der Krise unterwegs sein wollen, nur nicht mit dem ÖV? Dann bricht nicht nur der Verkehr noch viel häufiger zusammen als zuvor, auch Unfälle nehmen zu, die Luft wird schlechter und der Klimaschutz stockt. Wer also ans Ziel kommen will, wird auch in Zukunft nicht aufs Auto umsteigen. Zu Fuss oder auf dem Velo bewegt man sich aktiv fort. Kunden des ÖV laufen immerhin zur Haltestelle, und sie sind mit anderen unterwegs, das tut Körper und Psyche gut.
Gesunde Luft – längeres Leben
Public Health England hat im März 2019 mitgeteilt, dass jährlich etwa 28’000 bis 36’000 Menschen im Vereinigten Königreich wegen der Luftverschmutzung vorzeitig sterben. Wenn wir also alle gesund bleiben wollen, ist mehr Autoverkehr nicht der richtige Ansatz. Basel bietet für eine nachhaltige Mobilität hervorragende Voraussetzungen. In anderen Städten fehlen sichere Velorouten, und so musste etwa Berlin unter dem Druck der Krise provisorische Radstreifen einrichten, die vielen Autospuren dort waren ohnehin kaum genutzt.
Pop-Up Radwege ersetzen leere Autospuren in Berlin – Quelle: ADFC Berlin
Weniger und anders pendeln
Viele Arbeitgeber haben entdeckt, dass ein gewisser Anteil von Homeoffice ganz gut funktioniert. Arbeiten mehr Menschen von zu Hause aus, dann profitieren alle, denn ein paar Autos weniger auf der Strasse bewirken schon, dass Staus verschwinden. Und weil man vieles heute von überall erledigen kann, spricht auch nichts gegen schlaue Kombinationen: Wieso nicht nach dem Zmorge noch zwei Stunden Mails zu Hause checken und erst zur Besprechung um 10 Uhr ins Büro, dann sind im Zug noch Sitzplätze frei!
Wir müssen also nur die richtigen Lehren ziehen. Dann kann die Coronakrise dazu beitragen, dass alle schneller ans Ziel kommen und erst noch mehr Zeit für sich haben und gesünder leben.