Der Zebrastreifen – und was du garantiert noch nicht über ihn wusstest

Wir begegnen ihm fast täglich und doch wissen wir kaum etwas über ihn. Die Rede ist vom Fussgängerstreifen, im täglichen Sprachgebrauch auch gerne mal Zebrastreifen genannt.

16347 rote ampel schuld Basel unterwegs

Eigentlich ist klar, woher der Zebrastreifen seinen Namen hat, oder? Sieht er doch aus wie das gestreifte Fell eines Zebras. Aber geht die Bezeichnung tatsächlich auf diese optische Ähnlichkeit zurück oder war es in Wirklichkeit ganz anders? Seit wann gibt es den Fussgängerstreifen überhaupt und wie verhalte ich mich hier als Autofahrer, Velofahrer oder Fussgänger korrekt? Wir liefern dir Antworten auf diese Fragen und dazu ein paar interessante Fakten, die du unter Garantie noch nicht kanntest!

Wer hat den Zebrastreifen erfunden?

Wer denkt, der Zebrastreifen sei eine Erfindung des modernen Strassenverkehrs, kennt nur die halbe Wahrheit: Bereits die römische Antike kannte Fussgängerüberwege, die den heutigen ähnlicher waren, als man vielleicht meint. Schon damals gab es Strassen, auf denen sich die Kutscher mit ihren Fuhrwerken vorwärts bewegten, und daneben – mit einem deutlichen Niveauunterschied – ein Trottoir für Fussgänger.

Die fortschrittliche Infrastruktur der Römer bot den Fussgängern sogar eine Überquerungsmöglichkeit der Strasse. Auf erhöhten, parallel angelegten Trittsteinen gelangten sie sicher von der einen Strassenseite auf die andere. Sicher deshalb, weil die Steine genau so viel Platz liessen, dass die Kutscher sie bei langsamer Fahrt passieren konnten. Sie wurden dadurch gezwungen, ihre Geschwindigkeit zu drosseln. Ein echter 3-D-Zebrastreifen! Heute gibt es übrigens Überlegungen, die in eine ähnliche Richtung gehen.

Zwischendurch verschwand der Zebrastreifen dennoch für lange Zeit von der Bildfläche und tauchte erst im 20. Jahrhundert wieder auf. Der Grund: Das Automobil hielt auf den Strassen Einzug. Fussgänger lebten gefährlich, da sie keinerlei Vorrecht und Autofahrer keine Pflichten hatten, was das Bremsen und Anhalten betraf. Bis in die 1920er Jahre war es völlig normal, dass sich Fussgänger auch auf den Strassen bewegten, was zu zahlreichen Unfällen führte.

Der Zebrastreifen, wie wir ihn heute kennen, entstand in Grossbritannien. Hier wurden 1948 die ersten Markierungen in Form von gepunkteten Linien auf den Strassen Londons angebracht.

 

Der erste Fussgängerstreifen in der Schweiz

Noch 1922 hiess es in einem Gerichtsurteil, dass der Fussgänger in seiner Bewegung völlig frei sei und die Strasse nach eigenem Ermessen benutzen könne. Zehn Jahre später jedoch wurde ein Bundesgesetz verabschiedet, das bereits mit einer ersten Verkehrstrennung einherging. Fussgänger wurden auf die Trottoirs verwiesen und zum Überqueren der Strasse wurden markierte Stellen eingeführt. Zu der Zeit waren dies grosse, in die Strasse gehauene Nägel.

Ab dem Jahr 1936 wurden Streifen aufgemalt, und das in gelber Farbe – allerdings noch nicht längs zur Fahrbahn in der typischen «Zebra-Form», die erst später folgte. Bis 1994 verlangte das Gesetz, dass Fussgänger ihre Absicht, die Strasse zu überqueren, dem Autofahrer per Handzeichen signalisierten. Seit 2006 zahlen Autofahrer ein Bussgeld, wenn sie dem Fussgänger keinen Vortritt gewähren, sobald dieser sich «bereits auf dem Streifen befindet oder davor wartet und ersichtlich die Fahrbahn überqueren will».

 

Wem hat der Zebrastreifen nun seinen Namen zu verdanken?

Wie so oft gibt es auch hier mehrere Legenden zur Entstehung. Die erste besagt, dass der spätere britische Premierminister James Callaghan den Fussgängerstreifen erstmals als «zebra crossing» bezeichnete. Ihn erinnerten die Markierungen ganz einfach an die Streifen eines Zebras.

Die etwas ausgefallenere Variante beansprucht die Stadt Hamburg für sich. So führte der in der deutschen Strassenverkehrsordnung damals noch «Dickstrichkette» genannte Fussgängerstreifen immer noch zu vielen Unfällen. Die Folge war im Jahr 1954 die «Aktion Zebra», organisiert vom Hamburger Abendblatt in Zusammenarbeit mit den örtlichen Polizeibehörden. Jene erfassten an den Fussgängerstreifen die Kennzeichen der umsichtigen und rücksichtsvollen Autofahrer, die Fussgängern den Vortritt liessen.

Das Abendblatt zeichnete diese Autofahrer anschliessend mit der Zebra-Plakette aus – wobei «Zebra» für «Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers» stand. Schlussendlich soll sich der Begriff so weit durchgesetzt haben, dass der «Zebrastreifen» entstand.

Auch heute gibt es immer wieder Aktionen, die Verkehrsteilnehmende für den Zebrastreifen sensibilisieren sollen:

 

Kennst du den berühmtesten Fussgängerstreifen der Welt?

Die Frage nach dem berühmtesten Zebrastreifen der Welt führt uns erneut nach Grossbritannien. Hier nahmen die Beatles, Musiklegende und erfolgreichste Band aller Zeiten, 1969 an einem Zebrastreifen an der Londoner Abbey Road das Cover für ihr gleichnamiges Album auf. Allerdings eher aus der Not heraus: Geplant war eigentlich der Albumname «Everest» und das Fotoshooting dementsprechend vor einer beeindruckenden Himalaya-Kulisse. Aufgrund schlechter Stimmung innerhalb der Band wurde aus der Reise jedoch ein spontanes Strassen-Shooting – dem Erfolg des Albums tat dies keinen Abbruch. Ein wenig erinnert der Zebrastreifen an der schlauen Ampel in Basel an die englische Abbey Road, oder was meint ihr?

 

Das Wichtigste zum Schluss – Die Regeln

Bleibt zu klären: Worauf musst du achten, wenn du dich einem Fussgängerstreifen näherst? Wenn du auf der Strasse mit dem Auto, Töff oder Velo unterwegs bist, lässt du Fussgängern den Vortritt, die sich bereits auf dem Fussgängerstreifen befinden oder offensichtlich darauf warten, die Fahrbahn zu überqueren. Halte dabei vollständig an wie an einem Stop-Schild. Denn Kinder lernen, dass sie erst loslaufen dürfen, wenn alle Räder stehen! Ganz wichtig: Überhole nie ein Fahrzeug, das vor einem Zebrastreifen langsamer wird. Besondere Vorsicht ist bei Kindern und älteren Personen geboten, die deine Geschwindigkeit nicht so gut einschätzen können und vielleicht überraschend die Fahrbahn betreten.

«Benutzen» darfst du einen Fussgängerstreifen als Fussgänger oder wenn du mit einem «fahrzeugähnlichen Gerät» (Trotti, Inline-Skates) unterwegs bist. Mach deine Absicht, die Strasse zu überqueren, deutlich – besten suchst du Blickkontakt mit nahenden Autolenkern. Vor allem: Betrete den Fussgängerstreifen nicht überraschend. Denn alle Fahrzeuge haben einen gewissen Bremsweg und können nicht sofort stehen bleiben. ACHTUNG! Das Tram hat übrigens am Fussgängerstreifen immer Vortritt und hält nicht für dich an!

Die wichtigsten Regeln am Zebrastreifen findest du übrigens auch in unserem Safety-Guide für Fussgängerinnen und Fussgänger oder in dieser Broschüre von Fussverkehr Schweiz.

Was sind deine Erfahrungen an den Basel Zebrastreifen? Teile es uns mit per Facebook-Privatnachricht!