Langsam fertig mit Langsamverkehr

Was der Boom der E-Bikes mit dem Auto und dem ÖV in Basel macht, das zeigt eine Untersuchung mit dem Gesamtverkehrsmodell Region Basel: Die Beschleunigung des Velos vermag die Verkehrsanteile weiter zu Gunsten des Velos zu verschieben. Kleines kann da Grosses bewirken!

16358 Verlagerung Verkehr E Bike Basel unterwegs

Immer mehr E-Bikes

Mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 13 km/h galt das Velo lange als «Langsamverkehr». Aber mittlerweile sind unter 100 verkauften Velos bereits 37 E-Bikes. Und die sind im Schnitt mit rund 17 km/h unterwegs; Stopps an Kreuzungen inklusive.

Auch wenn der effektive Anteil der E-Bikes auf den Strassen noch nicht ganz so hoch sein dürfte: die Durchschnittsgeschwindigkeit der Zweiräder steigt stetig an. Auf Distanzen, für die früher nur hartgesottene Velofans dem bequemen Auto und dem ÖV Konkurrenz machten, treten nun breite Bevölkerungskreise in die elektrisch unterstützten Pedale.

 

Modell zeigt Wirkung

Mit Hilfe des Gesamtverkehrsmodells Region Basel haben die Verkehrsplaner simuliert, was passiert, wenn sich die Velogeschwindigkeit im Schnitt um nur 1 km/h erhöht. Das Resultat kann sich sehen lassen: In der Stadt Basel nimmt dadurch die Zahl der Velofahrten an einem durchschnittlichen Werktag um etwa 10’000 Fahrten zu, was 6.4 % entspricht.

 

„1 km/h = 10’000 Fahrten“

 

Bei Fahrten innerhalb der Stadt Basel ist der Zuwachs etwas geringer (+4.2 %), als bei Fahrten zwischen der Stadt und der Agglomeration: Hier würden sogar 9.5 % aufs Velo umsteigen. Denn über die Stadtgrenze hinaus hat das Velo noch mehr Potenzial: Während innerhalb von Basel schon viele auf dem Velo sitzen, gibt es auf den mittleren Distanzen noch einiges zu holen mit schnelleren Velos. Auf den Veloachsen an der Stadtgrenze zu Münchenstein, Birsfelden, Deutschland oder Frankreich wären sogar Zuwachsraten bis zu 15 % zu erwarten.

Verlagerung Verkehr Velo

Autofahrer und ÖV-Nutzer steigen um

Umgestiegen auf die schnelleren Velos wird nicht nur vom Auto. Für den öffentlichen Verkehr sind schnellere Velos die grössere Konkurrenz: er würde gemäss Modellrechnung 2 % der Fahrten an das Velo verlieren, beim Autoverkehr wären es immerhin 1.2 %. Auch wenn die Simulation nur einen kleinen Mosaikstein aller Erklärungen der Auswirkung von Verhaltensänderungen und Verkehrspolitik liefern kann: Die Ergebnisse der Simulation passen ins Bild der Verkehrsentwicklung der letzten Jahre. Das Velo boomt, das Auto ist in der Stadt weiter langsam auf dem Rückzug, und der ÖV kann wegen des Velobooms nicht mehr in gleichem Mass wie früher vom Rückgang des Autos profitieren.

 

Blick in die Zukunft

Gegen eine Fortsetzung der starken Performance des Velos spricht auch in Zukunft nichts: Denn nicht nur durch schnellere Fahrzeuge erhöht sich die Reichweite des Velos.

Mit gezielten Investitionen in die Veloinfrastruktur sollen direktere und sicherere Routen ermöglicht sowie Wartezeiten reduziert werden. Kommen die Velofahrenden rascher voran, wird sich das auch positiv in einer wachsender Nachfrage zeigen. Also packen wir es an, jeder km/h zählt 😉