Wie würden Sie die Erfahrungen mit den Elektro-Velos zusammenfassen?
Zu Beginn bedeuteten die E-Bikes eine ziemliche Umstellung. Aber rasch sie sind ein für uns zum wertvollen Hilfsmittel geworden. Denn sie tragen dazu bei, dass wir uns der aktuellen Situation im Verkehr anpassen. Das war auch notwendig: Unsere Kundschaft wird durch E-Bikes und andere Trendfahrzeuge immer schneller, so dass wir mit herkömmlichen Velos an Grenzen stiessen. Trotzdem bestand vor der Einführung eine gewisse Skepsis.
Weshalb?
Wenn wir jemanden verfolgen und schnell vom Velo abspringen müssen, kann am E-Bike natürlich viel mehr Schaden entstehen. Deswegen hat man eine gewisse Verunsicherung befürchtet. Ich selbst gehörte auch zu den Gegnern der Einführung von E-Bikes. Wenn ich Velo fahre, will ich etwas für mein Fitness tun – so sah ich das auch für die Einsätze bei der Bike Patrol. Aber die Praxis hat gezeigt, dass im Dienst die Vorteile der E-Bikes überwiegen. Im privaten Bereich bleibt das Velofahren für mich hingegen eine sportliche Aktivität.
E-Bike: Schnell und flexibel
Wo liegen diese Vorteile konkret?
Das erkläre ich am besten an einem Beispiel: Während eines Bike Patrol Diensts im Kleinbasel erhielten wir die Meldung von einer flüchtenden Ladendiebin in der Freien Strasse, also im Grossbasel. Wir befanden uns gerade in der Nähe der Messe, aber wir kamen dank der Tretunterstützung zügig vorwärts und konnten auch Wege wählen, die mit dem Auto nicht in Frage gekommen wären. So konnten wir die Täterin schnell erreichen und anhalten. Das Velo macht uns grundsätzlich flexibler und lässt auch mal eine Verfolgung in einer engen Gasse zu zu. Und ein schnelles E-Bike bedeutet eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h – auch über längere Distanzen.
Bike-Patrol-Instruktorin Debi Studer hat uns verraten, dass Sie auch gewisse «Spezialfähigkeiten» lernen, wie beispielsweise das Befahren einer Treppe. Geht so etwas auch mit dem E-Bike?
Definitiv, aber man muss abhängig von der Situation entscheiden, was vom Risiko her sinnvoll und vertretbar ist.
Wie sieht es denn insgesamt beim Thema Sicherheit aus?
Das verdient definitiv Aufmerksamkeit. Wir werden oft sehr spät wahrgenommen: Autofahrer sehen einfach ein Velo und verbinden dieses im Kopf mit einer bestimmten Geschwindigkeit. Das kann zu heiklen Situationen führen. Die steigende Anzahl von E-Bikes verlangt von allen Verkehrsteilnehmern zusätzliche Achtsamkeit und Rücksichtnahme.
Kommunikation auf Augenhöhe
Was gehört eigentlich zu den Aufgaben der Bike Patrol?
Unsere Tätigkeit ist die gleiche wie im normalen Patrouillendienst auch. Eine wichtige Rolle spielt die Vorbildfunktion, die wir übernehmen: Beispielsweise gehen wir gezielt in die Fussgängerzonen und schieben dort – wie das Gesetz es vorsieht – natürlich unsere Velos. Ausserdem legen wir grossen Wert darauf, mit Verkehrsteilnehmern auf der gleichen Ebene, auf Augenhöhe, zu kommunizieren: Velofahrende werden mit dem Velo kontrolliert, der Autoverkehr mit dem Auto. Das hilft enorm, Konflikten zu vermeiden, weil man von Beginn an eine andere Verständigung aufbaut.
Sind Sie im Dienst eigentlich ausschliesslich auf zwei Rädern im Einsatz?
Nein, niemand ist zu 100% bei der Bike Patrol. Wir können relativ flexibel planen, wann wir für die Bike Patrol aufs Velo steigen. Übrigens sind wir immer zu zweit unterwegs, durchaus auch einmal mit einer Partnerin oder einem Partner aus einer anderen Abteilung. Auch deswegen sehen wir diesen Dienst als eine spannende Abwechslung.
Dann sind also alle Basler Polizisten und Polizisten mal auf dem Velo anzutreffen?
Nein, wir haben einen Pool mit aktuell 40 Mitarbeitenden, die sich untereinander für die Bike Patrol organisieren.