Behauptung: Velofahrer bezahlen ja nichts an die Strassen!
Kantons- und Gemeindestrassen werden aus den allgemeinen Steuern finanziert. Das heisst, wir alle kommen gemeinsam dafür auf, ganz egal welches Verkehrsmittel wir hauptsächlich nutzen, ob Velofahrer, Fussgänger oder Autofahrer.
Nur bei den Verkehrswegen, die vor allem dem motorisierten Verkehr zugute kommen, sieht es ein wenig anders aus: Für Nationalstrassen und grosse Projekte des Agglomerationsverkehrs kommt die Finanzierung aus einem speziell dafür eingerichteten Fonds (NAF), in den beispielsweise die Einnahmen aus dem Mineralölsteuerzuschlag, der Autobahnvignette und der Automobilsteuer fliessen.
Behauptung: Velofahrer dürfen machen, was sie wollen – und werden nie gebüsst!
Für 2020 liegen noch nicht für alle Monate Daten vor, deswegen ziehen wir das Jahr 2019 zur Betrachtung heran: Hier gab es insgesamt 3258 Bussen für Velofahrerinnen und -fahrer, das entspricht knapp 9 Bussen pro Tag oder 1,4% aller Bussen im Strassenverkehr.
Auf unsere Anfrage hin teilte uns die Kantonspolizei mit, dass sie bei ihrer Kontrolltätigkeit feststelle, dass die Verkehrsteilnehmenden immer «die anderen» als Problem sehen. «Werden Velofahrer kontrolliert, wird kritisiert, dass Autos viel gefährlicher seien und kontrolliert werden müssen. Wird der Autoverkehr kontrolliert, wird bemängelt, dass sich Velofahrer nicht an die Regeln halten und kontrolliert werden müssen.» Der Eindruck, dass die andere Mobilitätsformen bevorzugt behandelt werden, ist also offenbar überall gleichermassen vorhanden.
Behauptung: In Basel gibt es keine Parkplätze mehr!
In Basel gibt es rund 27’000 Parkplätze auf öffentlichem Grund. Die durchschnittliche Fläche eines Parkplatzes liegt bei rund 12 Quadratmetern, was bedeutet: Die Parkplätze auf öffentlichem Grund nehmen zusammengerechnet eine Fläche von 324’000 Quadratmetern ein. Das entspricht beispielsweise gut 45 handelsüblichen Fussballfeldern.
Wenn ich auf Parkplatzsuche bin, ist mir das wahrscheinlich egal – ich suche ja schnellstmöglich ein Lücke. Wenn ich gar kein Auto besitze, so wie dies in mehr als der Hälfte der Basler Haushalte der Fall ist, sieht die Sichtweise dann wohl etwas anders aus. Diese wünschen sich Platz zum Spazieren, Velofahren oder für Bäume. Der öffentliche Raum sollte bestmöglich der Öffentlichkeit – also mir und dir – zur Verfügung stehen.
Behauptung: Velofahrer halten sich nie an die Regeln!
Wir schlagen vor, es mal von dieser Seite zu betrachten: Wir alle nehmen im Leben verschiedene Rollen ein, zum Beispiel in der Schule, im Beruf – und auch im Auto oder auf dem Velo. Ein gewisser Teil der Leute ignoriert unsere Regeln und verhält sich rücksichtslos, das gilt dann aber vermutlich für alle Lebensbereiche.
Der Anteil unangenehmer Zeitgenossen ist wahrscheinlich unter den Velofahrerinnen und Velofahrern genau gleich hoch wie bei Autolenkerinnen und Autolenkern, Fussgängerinnen und Fussgängern oder linkshändigen Barkeeperinnen und Barkeepern. Im Strassenverkehr ist es einfach, mit dem Finger auf eine bestimmte Gruppe zu zeigen. Sich an die eigene Nase zu fassen und mit gutem Beispiel voran zu gehen und ein wenig mehr Gelassenheit zu zeigen, wäre für uns alle eine gute Idee. Nur fällt das eben nicht immer so leicht, vor allem, wenn man sich gerade, vielleicht durchaus zurecht, über etwas ärgern musste.