Keine smarte Mobilität ohne harte Schienen

Sind die Tage des Basler Drämmli im Zeitalter digitaler Mobilitätsangebote gezählt? Nein, denn ohne ein attraktives Tramnetz würde der Verkehr noch mehr Platz beanspruchen, und die Strassen wären ständig verstopft. Es reichen kleine Ausbauten im Netz, dann wird das Tram als Rückgrat einer klimaschonenden Mobilität noch nützlicher als bisher.

16476 Titelbild Tram kleiner Basel unterwegs

Die Zukunft der Mobilität wird elektrisch, automatisiert und kollektiv, so sagen es Zukunftsforscher voraus. Gehört die Stadt von morgen also selbstfahrenden Kleinbussen, die man über eine App bestellt? Was bedeutet das für das Tram als Verkehrsmittel mit einer über hundertjährigen Geschichte? Gehören die Gleise der Strassenbahn bald zum Alteisen?

 

Tram auf Erfolgskurs

Ob in Zürich, Genf, Freiburg oder Strasbourg, vielerorts wurden und werden neue Tramstrecken geplant und realisiert. In Frankreich ist seit 2010 sogar ein knappes Dutzend neuer Systeme entstanden. Was treibt diese Städte an? Warum ist es smart auf harten Stahl, also auf ein schienengebundenes System zu setzen?

Das wichtigste Argument dafür ist weder nostalgisch, noch ideologisch, es ist schlicht… mathematisch. Ein gut besetztes Tram bringt in unschlagbar kurzer Zeit viele Menschen an einer Ampel vorbei. Dieselben 200 Personen in Bussen oder noch kleineren Fahrzeugen müssten deutlich länger, in einer Kolonne von Autos sogar minutenlang Grün gezeigt bekommen, bis sie dieselbe Kreuzung überquert haben. Ohne Tram bräche der Verkehr in Basel zusammen, Strassen und Quartiere wären hoffnungslos verstopft.

Zudem sind Trams ständig in Bewegung. An Haltestellen stoppen sie kurz und fahren dann weiter. Ein Parkplatz? Nein, wozu? Das Tram braucht also genau dort am wenigsten Platz, wo öffentlicher Raum am wertvollsten ist, etwa in der Innenstadt. Es ist also für ein mobiles Basel genauso unverzichtbar wie für eine lebendige und lebenswerte City. Das Tram im Titelbild zeigt mit der Werbung übrigens (ungewollt), wie wichtig das Tram für ein leistungsfähiges Verkehrssystem ist.

Und Tramstrecken geben der Stadt eine Struktur, ähnlich wie Brücken, Plätze oder Parks. Eine Tramanbindung garantiert Städteplanern und Investoren, den Einwohnerinnen und Arbeitgebern beste Erreichbarkeit auf Jahrzehnte, verlässlich und vertrauenswürdig.

 

Was heisst das für Basel?

Das Tramnetz prägt die Stadt und die Agglomeration, es bildet das Rückgrat der Mobilität, platzsparend, leistungsfähig und emissionsfrei. Ein völlig anderes System ohne Tramschienen (z.B. mit Seilbahnen oder besonders langen Bussen) aufzubauen wäre sehr teuer und mit neuen Nachteilen verbunden. Allerdings ist die Struktur des Tramnetzes eher auf die städtischen Bedürfnisse ausgerichtet. Nur mit einer gezielten Verjüngungskur wird es auch für längere Fahrten attraktiver.

Dank kleiner Lückenschlüsse am Claragraben und Petersgraben etwa wird der Betrieb viel robuster und verlässlicher. Kurze Erweiterungen, z.B. ins Klybeck-Areal, schaffen direkte Verbindungen zu den Wohnungen und Arbeitsplätzen von morgen. Es lohnt es sich also, auf dem Vorhandenen aufzubauen. Denn so erzielen relativ bescheidene Investitionen einen grossen Nutzen.

Und nicht nur das Tram macht vorwärts: Das Bussystem der BVB steigt auf elektrischen Antrieb um, die trinationale S-Bahn nimmt immer mehr Fahrt auf. Optimal vernetzt bildet so der ÖV den Grundpfeiler eines mobilen Basels, dank dem die Menschen klimaschonend und umweltfreundlich unterwegs sind. Machen wir das Tram also fit für die Zukunft, dann wird es uns noch lange nützlich sein. Ganz schön smart!