Nach nur wenigen E-Mails Richtung «Down under» sitzen wir in einem Zoom-Call mit den massiv unterhaltsamen Jungs von Desmond Cheese, die den Track 2019 aufgenommen haben. Von ihrer Veranda in Brisbane aus verraten sie uns, wa sie mit Basel verbindet und wie sie in ihrer Heimatstadt üblicherweise unterwegs sind.
Im Jahr 2019 habt ihre eure bisher einzige Tour in Europa gespielt. Wie kam dieser Trip zustande?
Desmond Bagley: Wir flogen für die Hochzeit von Freunden nach Frankreich, da lag es auf der Hand, auch ein paar Konzerte zu spielen. Insgesamt hatten wir sechs Gigs, ausser in Basel noch in Frankreich, Deutschland und Holland.
Mak Cheese: Wir sind keine Fans grosser Konzerte, also haben ganz einfach einen Post auf Facebook veröffentlicht und gefragt, wer Interesse an einem Auftritt hat. In Paris haben wir in einer Wohnung gespielt, in Köln in einer kleinen Bar namens Zooschänke. In Basel traten wir dank der Squadra Violi in einem alten Zugdepot auf, gleich neben dem Rhein. Soweit ich mich erinnere, war es die letzte Woche einer Zwischennutzung, bevor dort alles abgerissen werden sollte. Es war unglaublich heiss an diesem Abend, heisser als jedes unsere Konzerte in Australien.
(Im Gespräch wird enorm viel gelacht, deswegen ersparen wir euch entsprechende Verweise in den Antworten. Tatsache ist aber: Es ist unverkennbar, dass die beiden riesigen Spass an dem haben, was sie tun.)
Desmond Bagley: Und wir haben etwas erlebt, was wir so definitiv noch nicht kannten: Für das Konzert gab es keine Tickets, und wir erwarteten auch keine Gage. Während der Show wurde ein Eimer herumgegeben, was wir aber nur am Rand bemerkten. Nach dem Ende des Konzerts setzten wir uns zusammen, wir bekamen einen Teller feine Ravioli und eben diesen Eimer, in dem man tatsächlich Geld für uns gesammelt hatte. Wir konnten es gar nicht glauben.
«Ein Dankeschön an unsere Gastgeber in Basel»
Dann habt ihr die Zeit in Basel genossen?
Desmond Bagley: Absolut. Wir haben bei den Jungs von Squadra Violi zuhause übernachtet, und sie fahren mit Begeisterung Velo. Deswegen haben sie eine Velotour mit uns unternommen, wir sind im Rhein schwimmen gegangen, haben Beeren gepflückt – das fühlte sich beinahe schon magisch an. Einer unserer Begleiter kann nicht wirklich gut Velofahren, deswegen haben unsere Gastgeber am zweiten Tag ein Cargobike besorgt, um ihn zu transportieren.
Das erklärt dann wohl auch, wie ihr darauf gekommen seid, einen Song mit dem Namen «Basel Bike Ride» zu produzieren.
Mak Cheese: Ja und nein. Den Song hatten wir bereits vor der Tour geschrieben und sogar aufgenommen, aber noch nicht fertig produziert. Vor allem hatte er noch keinen Namen, und als wir ihn schliesslich fertigstellten, erinnerte uns der Vibe an unsere Zeit in Basel. Ausserdem wollten wir unseren Gastgebern ein kleines Dankeschön schicken, man kann nicht genug betonen, wie legendär diese Jungs waren. Somit lag «Basel Bike Ride» eindeutig auf der Hand.
Habt ihr noch andere Orte in der Schweiz besucht?
Desmond Bagley: Ja, am nächsten Tag sind wir nach Grindelwald gefahren, das war auch absolut episch. In Australien gibt es ja keine Berge wie bei euch, höchstens bessere Hügel. Als wir dort aus dem Zug gestiegen sind, hat uns das glatt umgehauen.
«Wir haben in Brisbane eine aktive Velokultur»
Fahrt in Brisbane auch viel mit dem Velo?
Mak Cheese: Die meisten Kinder in Australien wachsen mit dem Velo auf, würde ich sagen. Ich fahre mehr auf dem Skateboard, vor allem aktuell, weil ich mir gerade ein elektrisches gekauft habe. Aber es gibt eine aktive Velokultur: Mein Vater zum Beispiel fährt jeden Tag und trackt seine Strecken auch mit einer App. Er ist dann oft mit einer ganzen Crew von Freunden unterwegs. Solche Gruppen trifft man bei uns häufig an. Das kann schnell gefährlich werden, weil es kaum Velowege gibt.
Da sprechen wir ja von Freizeitmobilität. Aber wie sieht es mit der Alltagsmobilität aus?
Desmond Bagley: In der Stadt findet man eine bessere Infrastruktur für Velos, aber Brisbane ist recht weitläufig und somit auch nicht besonders ÖV-freundlich. Doch das könnte sich bald ändern, nachdem wir in diesem Jahr den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2032 erhalten haben.
Wie bitte?
Desmond Bagley: Ja, die Geschichte ist eigentlich ziemlich verrückt. Die Bürgermeister von Brisbane und einigen Städten in der Agglomeration wollten schon lange ein besser ausgebautes Zugsystem, doch ihre Forderungen wurden immer ignoriert. Deswegen haben sie beschlossen, sich für die Olympischen Spiele zu bewerben, um Druck auf die Regierung auszuüben, damit sie den öffentlichen Verkehr ausbaut. Jetzt werden wir sehen, was daraus wird. Wir haben aber auch jetzt schon interessante Angebote, wie E-Scooter oder E-Bikes, die man unkompliziert mieten kann.
«Nächstes Album steht vor der Tür»
Lasst uns zur Musik zurückkehren: Was wird es von Desmond Cheese in nächster Zeit zu hören geben?
Mak Cheese: Unser neues Album steht, auch wenn die Produktion nicht immer ganz einfach und unkompliziert gelaufen ist. Wir haben ja beide «normale» Jobs und ein Leben neben der Musik, da bedeutet so etwas immer eine Herausforderung. Aber ein Weihnachten ist es soweit, dann werden wir das Album veröffentlichen.
Plant ihr, auch mal wieder nach Basel zu kommen?
Desmond Cheese: Wahnsinnig gerne – aber man müsste das einfach enorm gut planen, gerade in der jetzigen Zeit mit sich schnell ändernden Regeln und Bedingungen. Noch einmal in Basel zu spielen, das würde uns schon reizen!
Herzlichen Dank an unsere bisher vermutlich am weitesten entfernten Gesprächspartner!