Basler Drämmli - unterwegs in Europa

(Alle Bilder in diesem Beitrag: Basler Verkehrs-Betriebe)

Nimm als Beispiel die Tramwagen der Baureihe Be 4/6. Ihre Aufgabe in Basel übernahmen ab 2001 schrittweise die moderneren Flexy Trams. Damit gehören die altgedienten Fahrzeuge aber noch keineswegs zum «Alten Eisen». Sie erfüllen seit 2001 nach wie vor zuverlässig neue Aufgaben in der serbischen Hauptstadt Belgrad und seit 2017 auch in der bulgarischen Hauptstadt Sofia.

Alte Basler Tramwagen in Belgrad willkommen

Der Kosovokrieg (1998/99) und andere wirtschaftliche Probleme – unter anderem durch Kriegssanktionen – führten nahezu zu einem Zusammenbruch des Verkehrs auf dem Belgrader Strassenbahnnetz mit 127 Kilometer Streckenlänge. Nur etwa 100 Gelenkwagen von den ursprünglich 200 des tschechischen Herstellers Tatra waren noch bedingt einsatzfähig. Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) entschied deswegen, der Bevölkerung von Belgrad als Geste des guten Willens die nicht mehr benötigten Tramwagen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und später auch der Baselland Transport AG (BLT) zu schenken. Das hat übrigens zur Folge, dass du dort Tramzüge mit grünen UND gelben Wagons unterwegs sind, wie unser Titelbild zeigt. Du kannst also mit einer Kombination fahren, die du in Basel so nie zu sehen bekommst.

Im Zeitraum 2001 bis 2017 erhielten die Verkehrsbetriebe der Stadt Belgrad in verschiedenen Tranchen insgesamt 113 Duewag-Trams aus den Jahren 1967 und 1972, davon 66 Gelenkwagen, 43 Anhänger und weitere vier Fahrzeuge als Ersatzteilmaterial.

Bei Baslern auf Besuch in Belgrad kommen natürlich nostalgische Gefühle beim Anblick der grünen Drämmli in Belgrad auf. Für die Belgrader Verkehrsbetriebe haben die alten Trams nach wie vor ihre Bedeutung. Ursprünglich sollten die in Basel ausrangierten Trambahnen noch weitere zehn Jahre in Belgrad Dienst tun. Doch diese Zeitspanne ist mit zum Teil über 18 Jahren mittlerweile deutlich überschritten – ohne dass die alten Drämmlis den Anschein machen, nicht mehr länger durchzuhalten.

Basler Problemlöser in Sofia

Im Rahmen der Osterweiterung der Europäischen Union übernahm die Schweiz verschiedene Kosten, unter anderem für ein Trambahnprojekt in Sofia. Die dortigen Verkehrsbetriebe hatten zunehmend mit Mängeln an alternden Trams zu kämpfen, die zum grössten Teil noch aus sowjetischer Produktion stammten. Das SECO ermöglichte es deshalb, nicht mehr benötigte Trams der BVB den für den Betrieb in Sofia nahezu unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Es handelte sich um Trams aus den Baujahren 1990 und 1991, produziert im Schindler Werk in Pratteln. Diese Tramzüge erhielten in den Jahren 1997 bis 1999 einen von der Schindler Waggon AG entwickelten Niederflurmittelteil (NFT), auch als Niederflur-Sänften bezeichnet. Du kannst dich wahrscheinlich an die landläufige Bezeichnung Guggummere für dieses Tram-Modell erinnern, das nicht gerade durch formvollendete Ästhetik glänzte, um es mal vorsichtig zu formulieren. Der Einsatz der alten Basler Trams bedeutet für die Verkehrsbetriebe in Sofia eine echte Erleichterung. Verglichen mit den Modellen aus sowjetischer Produktion stellten die gelieferten Fahrzeuge einen deutlichen Sprung nach vorne dar.

Wie transportiert man eine Strassenbahn?

Einfach ist das jedenfalls nicht: Die alten Drämmli gelangen auf Schienen an ihren Bestimmungsort, selbst fahren müssen sie dafür jedoch nicht. Sie werden auf Güterzüge verladen, die sie sicher und wohl auch recht bequem bis an ihr Ziel transportieren. Ist natürlich ein spektakulärer Anblick, ein Tram «fliegen» zu sehen, wenn es mithilfe eines Krans auf einen Zug umgesetzt wird. Die Tageswoche hat dies vor einigen Jahren in einer aufwendigen Bilderserie dokumentiert.

Hast du eine der beiden Städte besucht und dabei ein altes Basler Tram gesehen? Oder bist sogar damit gefahren? Dann würden wir uns riesig über ein Foto freuen, zum Beispiel via Privatnachricht auf Facebook!