Wie kam Ihre Faszination für das Drämmli zustande?
Das habe ich mich auch schon gefragt. Sicher war dies eine Grundlage: Meine Grossutter hat lang im Konsum gearbeitet und hatte deswegen ein Tram-Abonnement. Wenn sie mich gehütet hat, war ich immer furchtbar zufrieden, wenn wir mit dem Tram gefahren sind. So war ich auf ihrem Schoss auf allen Linien unterwegs.
Nachmittags gab es dann ein Zvieri, danach sind wir noch ein Stück weitergefahren. Schon damals hat mich alles interessiert und ich habe den Eltern und der Grossmutter Löcher in den Bauch gefragt. So ist es dann geblieben. Da mein Vater kein Auto hatte, sind wir auch mit dem Zug in die Ferien, das hat mich ebenfalls fasziniert. Tram und Eisenbahn standen immer an erster Stelle.
Hatten Sie als Chauffeur eine Lieblingsstrecke?
Ganz gern bin ich mit dem 14er in Pratteln gefahren, oder auch übers Bruderholz. Das war immer anspruchsvoll, vor allem wenn es rutschig war. Man musste darauf achten, wie man bremsen kann oder nach oben kommt. Herausfordernde Aufgaben hatte ich immer gern, auch schwere Züge mit zwei Anhängern.
«Auf Brücken erlebt man häufig eine besondere Stimmung.»
Weshalb fährt man denn manche Strecken lieber als andere?
Da muss ich gleich vorweg sagen, dass sich das stark verändert hat. Doch früher gab es Strecken, für die man viel Nerven benötigte, wie zum Beispiel die Güterstrasse von der Heiliggeistkirche bis zur IWB. Viele Autos und viele Velofahrer auf einer gemeinsamen Strecke, das war wirklich anstrengend. Ich komme aber gern nochmals zu den Strecken zurück, die ich über die Jahre lieb gewonnen habe, davon gab es nämlich viele. So bin ich immer gern über Brücken gefahren, da erlebt man häufig eine besondere Stimmung. Auch Überland war immer schön, zum Beispiel nach Riehen oder eben nach Pratteln.
Wie sind Sie selbst heute unterwegs?
Wenn man aus dem Haus kommt, ist man natürlich erst einmal zu Fuss unterwegs. Danach geht es dann meistens auf die erste Haltestelle, auf den Bus, oder das Tram. Wenn ich weiter weg muss, dann gehts mit der Eisenbahn oder einem Postauto. Was ich auch sehr gern mache, ist mit dem Schiff fahren, vor allem, wenn es ein Raddampfer ist.
Sie haben sich den Ticketautomaten als Hintergrund gewünscht. Weshalb?
Als ich schon längere Zeit Chef des Fahrplanbüros war und einmal Pikettdienst hatte, rief mich eines Nachts die Landschäftler Polizei an. «Hier ist der Polizeiposten Allschwil. Können Sie kommen? Die haben einen Automaten gesprengt.» Als ich am Ort des Geschehens im Baselmattweg ankam, war alles über den Boden verstreut. Auch die Tasten lagen dabei, aber genau wie man sie hier sieht, nicht verschoben und schön in einer Reihe. Da musste ich schallend lachen. Was aber auch interessant war: Die Kasse haben sie nicht erwischt, weil sie so fest verankert war. Das war für uns eigentlich die Hauptsache.
«Ich war der letzte Billeteur – um eine einzige Minute.»
Sie waren in Ihrer Berufslaufbahn ja nicht nur Chauffeur, sondern auch Billeteur. Was genau waren Ihre Aufgaben?
Wir haben im Tram die Billets verkauft. In den modernen Wägen sassen wir bei der hintersten Tür. Dort sind die Leute eingestiegen und haben entweder ihr Abonnement gezeigt oder ein Billet gelöst. In den alten Fahrzeugen gab es das nicht, da sind wir auf und abgelaufen, um zu kontrollieren und zu verkaufen. Ausserdem haben wir abgefertigt, das heisst, wir haben sichergestellt, dass alle ein- und ausgestiegen waren, und dann die Türen geschlossen.
Wie lange gab es diesen Beruf?
Bis 1970. Ich war tatsächlich um eine Minute der allerletzte Billeteur, den es gab, weil ich am Abschlusstag auf der Linie mit dem spätesten Stopp eingeteilt war.
Auf Basis Ihrer langjährigen Erfahrung – was würden Sie sich für die Entwicklung des Verkehrs in Basel wünschen?
Ich denke, man sollte den ÖV noch mehr fördern.
Herr Weber, herzlichen Dank für dieses Gespräch.