Herr Müller, Sie sitzen direkt an der Quelle für diese Information: Welche Velo-Typen sind aktuell am meisten gefragt?
Aktuell sind Gravelbikes und MTB sehr gesucht und gefragt.
Auf welchem Bike sind Sie selbst unterwegs?
Mit einem Gravelbike mit breiter Bereifung und leichter Batterie. Eine Reichweite bis 30 Kilometer genügt in der Stadt. Die SUV auf zwei Rädern sind von gestern.
Während der Pandemie waren Velos heiss begehrt und man musste für den Kauf Geduld mitbringen. Wie sieht es aktuell auf dem Markt aus und welche weiteren Entwicklungen erwarten Sie für die nächsten Jahre?
Aktuell sind alle Lager gut gefüllt. Auch die Verfügbarkeit ist reichlich, es besteht fast ein Überangebot. Ich erwarte Preisreduktionen, insbesondere für die Überlager und spätestens, wenn wieder neue Innovationen einfliessen. Die letzten Jahre waren sehr geprägt von begrenzter Verfügbarkeit der Komponenten und fehlender Innovation. Den Entwicklern und Herstellern fehlte der Austausch auf Fach- und internationalen Messen.
Haben Sie einen Tipp für uns: Zu welcher Jahreszeit kauft man am besten ein Velo?
Antizyklisch, im Herbst.
Mutigere Planung gefordert
Sie stellen auf Ihrer Website künftig die Massnahmen von verschiedenen Schweizer Städten vor, um den Verkehr velofreundlich zu gestalten. Können Sie uns ein wenig mehr zu dieser Idee verraten?
Gewisse Städte sind offen und transparent, andere eher zurückhaltend mit Informationen. Die Politiker fürchten sich vor Kritik oder Diskussionen, andererseits werden auch keine Visionen vorgestellt. Mit unserem Blog möchten wir Städte und Gemeinden anregen, Veloinfrastrukturen mutig zu planen und konsequent umzusetzen.
Wo sehen Sie persönlich den grössten Handlungsbedarf hinsichtlich der Verkehrssituation für Velos in der Schweiz?
In der Schweiz wird zu oft halbherzig geplant. Es fehlt der Mut, den Verkehr konsequent zu entflechten. Stattdessen wird versucht, alle Verkehrsmittel gleichermassen zu bedienen. Massnahmen wie Geschwindigkeitsreduktionen, Fussgängerinseln und Fahrspurverschmälerungen schaffen Flaschenhälse, die gefährlich sind. Gegenverkehr auf Einbahnstrassen zusammen mit Rechtsvortritt führt zu neuen Gefahrenzonen, wo sie Rad- und Autofahrer nicht erwarten. Aktuell haben Autos einen Anteil von 38 Prozent am gesamten städtischen Verkehr, Velos nur 18 Prozent. In zehn bis zwanzig Jahren werden sich diese Zahlen gekehrt haben, das muss die Verkehrsplanung vor Augen haben.
Herr Müller, vielen Dank für dieses spannende Gespräch!
Was glaubst du: Wird das Velo schon bald das wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt sein?
Basel, 22.02.2023
Über Velomarkt
Velomarkt ist der grösste Schweizer Online-Marktplatz für gebrauchte Velos und Zubehör. Neben Bikes aller Art bietet die Plattform auch News und hilfreiche Tipps und Informationen rund ums Radfahren. Ganz neu gibt es auch eine Rubrik «VeloStädte», in der die geplanten und bereits umgesetzten Massnahmen zur Veloförderung in den einzelnen Städten vorgestellt werden. Als erste Stadt steht Basel im Fokus – hier kannst du es dir ansehen.