Seit dem November 2021 testet das Bau- und Verkehrsdepartement in Zusammenarbeit mit der BVB das velofreundliche Gleis: Bei diesem innovativen System sorgt eine Gummifüllung in den Schienen dafür, dass du mit dem Velo nicht in die Schienen gerätst und als Folge davon stürzen kannst. Wir haben bereits beim Start darüber berichtet. Im Verlauf des Versuchs an der Haltestelle Bruderholzstrasse haben sich einige Herausforderungen gezeigt, die es vor einem flächendeckenden Einsatz noch zu meistern gilt.
Aufgrund der hohen Belastung kam es in der ersten Testphase zu Rissen im Gummiprofil, durch die auch Wasser eindringen konnte. So bestand die Befürchtung, dass sich bei tiefen Temperaturen innerhalb des Gummi Eis bilden könnte, was im unglücklichsten Fall zur Entgleisung eines Trams führen würde. Deswegen wurde der Test während der Wintermonate pausiert. Ausserdem mussten die eingesetzten Gummistücke aufgrund des hohen Verschleiss bereits zweimal ersetzt werden. Die Herstellerfirma arbeitet derzeit an Verbesserungen, um diese Punkte in den Griff zu bekommen.
Neues Konzept für weniger Verschleiss
Verbessert werden könnte die Situation auch durch eine Idee, welche die Projektverantwortlichen während der Testphase entwickelt haben: Statt die gesamte Länge einer Haltekante mit velofreundlichen Gleisen auszustatten, wäre der Einsatz nur am Anfang und am Ende denkbar. Also dort, wo Velofahrende zwischen die Schienen beziehungsweise wieder zurückwechseln, um mit genügend Abstand zur Haltekante an dieser vorbeizuradeln.
Durch diese Massnahme muss das Tram nicht mehr auf dem velofreundlichen Gleis bremsen und anfahren, wobei das Material am stärksten beansprucht wird. Der Verschleiss am Gummiprofil liesse sich so minimieren. Ein weiterer Vorteil: das allfällige Auswechseln von kurzen Gummiprofilen könnte ohne Streckensperrung in der nächtlichen Betriebspause durchgeführt werden. Auch Verkehrsbetriebe in Köln und Brandenburg/Havel erproben aktuell eine vergleichbare Variante.
Der Testbetrieb in der Bruderholzstrasse ist vom Bundesamt für Verkehr auf zwei Jahre angesetzt und läuft noch bis mindestens November dieses Jahres. Bis dahin wird das Bau- und Verkehrsdepartement auch Befragungen unter Velofahrenden durchführen. Nach Abschluss geht ein Bericht an den Grossen Rat, der entscheidet, ob das velofreundliche Gleis an weiteren Haltestellen in der gesamten Stadt eingeführt wird. Denkbar wäre dies an rund 70 (von insgesamt 276) Haltekanten.
Zum Hintergrund
Um das Ein- und Aussteigen für alle Passagiere zu erleichtern, hat der Kanton Basel-Stadt in den vergangenen Jahren etliche Tram- und Bushaltestellen barrierefrei gestaltet. Für Velofahrende können die hohen Haltekanten nahe der Gleise jedoch zu unangenehmen und unsicheren Situationen führen. An vielen Orten schaffen bauliche Massnahmen wie eine Inselhaltestelle, ein Velobypass oder eine Velo-Zeitinsel Abhilfe: Wenn du gern auf zwei Rädern in der Stadt unterwegs bist, hast du sicher schon eine solche Stelle befahren. Wo der Platz für solche Lösungen nicht ausreicht, kommt mit dem velofreundlichen Gleis eine vierte Option in Betracht.
Hast du das velofreundliche Gleis schon selbst in der Praxis erlebt? Was hältst du von diesem System? Verrate es uns direkt auf Facebook.
Basel, 24.03.2023