Seit diesem Sommer transportiert Bashkim Gashi als Tramchauffeur Fahrgäste quer durch Basel. Wir haben ihn und den Prüfungsexperten Nikolas Mühlethaler im Depot Dreispitz zum Interview getroffen, um mehr über die Ausbildung bei den Basler Verkehrsbetrieben zu erfahren.
Herr Gashi, Sie haben bei der BVB die Ausbildung zum Tramchauffeur absolviert. Was hat Sie motiviert, diesen Weg einzuschlagen?
B. Gashi: Es war schon immer mein Traum, etwas Grosses zu bewegen und Verantwortung zu tragen. Bei der BVB habe ich einen Weg gesehen, meine Fähigkeiten in einem zukunftsorientierten Unternehmen sinnvoll einzusetzen.
Wie lange hat Ihre Ausbildung insgesamt gedauert?
B. Gashi: Das waren zwei Monate, und besonders erfreulich: bei voller Bezahlung.
Eine wesentliche Qualifikation: Konzentrationsfähigkeit
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um Tramchauffeur zu werden?
N. Mühlethaler: Man benötigt den Führerausweis Kategorie B und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Zudem gibt es eine ärztliche und eine verkehrspsychologische Untersuchung sowie diverse Tests mit Konzentrations- und anderen Übungen. Und natürlich führen wir Rekrutierungsgespräche, bei denen wir Vorkenntnisse und die grundsätzliche Eignung für den Beruf abklären.
Herr Mühlethaler, Sie sind Prüfungsexperte und im Team für betriebliche Bildung, Qualität und Sicherheit tätig. Was gehört zu Ihren Aufgaben?
N. Mühlethaler: Ich bin unter anderem zuständig für die Fahrqualifikationen. Das heisst, ich nehme mit drei anderen Experten die Prüfungen unserer neuen Mitarbeitenden ab. Ausserdem sorge ich dafür, dass unsere Mitarbeitenden, die Bus und Tram fahren, immer rechtzeitig ihre periodischen Prüfungen und ärztlichen Untersuchungen absolvieren.
«Sobald das eigentliche Fahrtraining in der sechsten Ausbildungswoche beginnt, bewegt man das Tram selbstständig.»
Wann darf man zum ersten Mal ein Tram selbst bedienen?
B. Gashi: Gleich am ersten Tag gibt es eine Erlebnisfahrt. Dabei sitzt man zusammen mit dem Ausbilder im Führerstand und darf auf Anweisung mit dem sogenannten Befehlsgeber beschleunigen und abbremsen. Das ist ein toller Start.
Und wann darf man zum ersten Mal vollständig die Kontrolle übernehmen?
B. Gashi: Sobald das eigentliche Fahrtraining in der sechsten Ausbildungswoche beginnt, bewegt man das Tram selbstständig. Man wird zu diesem Zeitpunkt jedoch immer noch begleitet. Dabei lernt man die Strecken des gesamten BVB-Netzes noch besser kennen. Nach der praktischen Prüfung geht es dann allein auf die Strecke.
Wie ist das Verhältnis von Praxis- und Theorieteil während der Ausbildung?
N. Mühlethaler: Wir schenken beiden Teilen die notwendige Aufmerksamkeit und achten auf eine gute Durchmischung: Sobald die Auszubildenden einen neuen theoretischen Input bekommen, sollen sie möglichst schnell die Gelegenheit haben, ihn in der Praxis umzusetzen. Nach diesem Prinzip sind die ersten fünf Wochen der Ausbildung aufgebaut.
Was ist der schwierigste Teil der Ausbildung?
B. Gashi: Das könnte ich so gar nicht sagen, denn bei Fragen oder Schwierigkeiten ist immer eine Ausbilderin oder ein Ausbilder zur Stelle, die oder der weiterhelfen kann und alles Notwendige erklärt.
Und was macht am meisten Spass?
B. Gashi: Das Rangieren fand ich genial. Dabei bewegt man in einem Zweierteam über festgelegte Befehle mit einem Mikrofon oder einer Signalpfeife ein Tram an einen vorgegebenen Standplatz.
Darf man sofort auch spezielle Trams wie die Dante Schuggi fahren?
N. Mühlethaler: Unsere historischen Fahrzeuge werden nur von Mitarbeitenden mit der entsprechenden Qualifikation gefahren. Zur Grundausbildung gehört das nicht, denn sie deckt nur die Fahrzeuge ab, die bei uns im regulären Linienbetrieb im Einsatz stehen: Combino, lange und kurze Flexity-Fahrzeuge sowie B 4/4 der Serie 477.
Herr Gashi, was gefällt Ihnen heute an Ihrer Tätigkeit am besten?
B. Gashi: Ich finde es super, dass die BVB so viel Wert auf nachhaltige Energie legt und wir deshalb unsere Fahrgäste aus Basel und aus aller Welt mit umweltfreundlichen Fahrzeugen an ihr Ziel bringen.
Keine «Stammlinie» – aber eine Lieblingsstrecke
Welches Tram fahren Sie – oder gibt es überhaupt eine Linie, auf die man spezialisiert ist?
B. Gashi: Nein, man fährt normalerweise auf allen Linien. Da sollte jeder Wagenführer flexibel sein, und ausserdem sorgt es auch für Abwechslung im Arbeitsalltag.
Haben Sie eine Lieblingsstrecke?
B. Gashi: Ja, ich rolle gern mit dem 1er oder 2er über die Wettsteinbrücke hinunter. Dort hat man einen wunderbaren Ausblick, unter anderem auf die Mittlere Brücke und auf die Roche-Türme. Am liebsten natürlich bei Sonnenaufgang.
Herr Gashi, Herr Mühlethaler, herzlichen für dieses Gespräch!
Basel, 21.12.2023