Mit der Standortentwicklung in Basel und Kaiseraugst hat sich die Roche intensiv mit der Mobilität ihrer Mitarbeitenden auseinandergesetzt. Gerade in Basel hat sich die Anzahl der Mitarbeitenden im Wettsteinquartier mit dem Bau der neuen Gebäude erhöht. Ein Mobilitätskonzept stellt sicher, dass das Quartier nicht unter zusätzlichem Verkehr leidet und die Erreichbarkeit für die Mitarbeitenden gewährleistet ist. Julian Hennig von der Roche gibt im Interview einen Einblick in ihr Mobilitätsmanagement und du erfährst, welche Effekte dieses bereits erzielt hat.
Julian, du bist verantwortlich für das Thema Mobilität bei Roche in Basel und Kaiseraugst, was sind die wichtigsten Aspekte eures Mobilitätskonzepts?
Dank unseres Mobilitätskonzepts haben wir den Anteil der Mitarbeitenden, die mit dem privaten Auto zur Arbeit kommen, substanziell reduziert. Dies ist uns dank eines drei Säulen Konzepts gelungen. Heute können nur Mitarbeitende einen Parkplatz beantragen, deren Arbeitsweg mit dem öffentlichen Verkehr länger als 45 Minuten dauern würde. Es gibt dabei nur wenige Ausnahmen, zum Beispiel wenn medizinische Gründe eine Anreise mit dem ÖV verunmöglichen, wenn Menschen im Schichtdienst arbeiten oder der Weg sich verlängert, weil noch Kinder in eine Kita gebracht werden müssen.
Und die zwei weiteren Säulen?
Unsere Parkplätze sind nicht mehr kostenlos, sondern sie müssen von den Mitarbeitenden bezahlt werden. Die Gebühr beträgt maximal 45 Franken im Monat. Gleichzeitig – und das ist die dritte Säule – gibt es bei der Roche einen Mobilitätsbonus von 40 Franken pro Monat. Diesen erhalten alle Mitarbeitenden, die nicht mit dem Auto zur Arbeit kommen. Sie können frei entscheiden, wofür sie diesen einsetzen. So fördern wir alle nachhaltigen Mobilitätsformen, vom Velofahren bis zum ÖV. Da der Mobilitätsbonus nur Mitarbeitenden zugutekommt, die ohne Auto pendeln, kostet ein Parkplatz unsere Mitarbeitenden alles in allem 85 Franken im Monat.
Wie sind diese Veränderungen bei den Mitarbeitenden angekommen?
Grundsätzlich wurde unser Konzept gut aufgenommen. Flankiert wurde die Einführung durch Verbesserungen im ÖV-Angebot und den Ausbau der Velo-Infrastruktur. Darüber hinaus war es wichtig, die Veränderung im Rahmen eines Change Prozesses eng zu begleiten. Wir wollten verständlich erklären und nachvollziehbar aufzeigen, warum die Veränderung Sinn macht. Unser Konzept legt allgemeingültige Kriterien fest, die für alle Mitarbeitenden in gleichem Umfang gelten. Fairness ist ein kritischer Faktor für die Akzeptanz. Natürlich gab es auch gewisse Widerstände und emotionale Reaktionen, aber im Grossen und Ganzen wurde die Neuerung gut akzeptiert. Und schlussendlich spricht auch der Erfolg für sich.
Wie sieht dieser denn genau aus? Wie hat sich das Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden konkret verändert?
Seit der Einführung unseres Mobilitätsmanagements hat sich der Anteil der Mitarbeitenden, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, am Standort Basel von über 50 Prozent auf 25 Prozent reduziert. In Kaiseraugst sind es heute noch 55 Prozent der Mitarbeitenden im Vergleich zu 75 Prozent vor der Einführung. Im Rahmen des Mobilitätsmanagements ergänzen wir die drei Säulen aber auch mit weiteren Angeboten, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, umweltfreundlich unterwegs zu sein und die gleichzeitig auch unsere Arbeitgeberattraktivität steigern.
Welche zusätzlichen Massnahmen sind das?
Grosses Potenzial sehen wir im Teilen von Fahrzeugen. Über unseren Partner Urban Connect stellen wir unseren Mitarbeitenden 20 E-Bikes sowie 25 E-Autos zum Ausleihen zur Verfügung. Diese können sowohl für Geschäftsfahrten als auch zu einem attraktiven Preis für private Fahrten ausgeliehen werden. Rund um das Areal finden die Mitarbeitenden ausserdem drei öffentliche Sharing-Stationen mit Velos, E-Bikes und E-Scooter.
Ausserdem stellen wir nebst genügend Veloabstellplätzen auch gut ausgestattete Umkleidekabinen mit Duschen inklusive Handtücher zur Verfügung. Daneben gibt es auch eine chemische Reinigung, sodass die Arbeitskleidung direkt vor Ort bleiben kann. Und wir arbeiten mit einem Velomechaniker zusammen, der regelmässig vor Ort kommt, falls Velos eine Reparatur benötigen.
Gibt es ein Angebot, das von den Mitarbeitenden besonders häufig genutzt wird?
Unser E-Carsharing verzeichnet eine sehr hohe Nachfrage. Insbesondere für die private Nutzung erfreut sich das Angebot sehr grosser Beliebtheit. Das Carsharing-Angebot hat einen positiven Effekt: Zehn Mitarbeitende haben bereits ihr privates Auto verkauft, weil sie das Sharing nutzen können. Rund 70 Mitarbeitende haben uns die Rückmeldung gegeben, dass sie sich dank des Sharing-Angebots gegen den Kauf eines eigenen Autos entschieden haben.
Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: plant ihr weitere Angebote einzuführen?
Ja, wir wollen unser Angebot weiter in Richtung Mobility as a Service entwickeln. Zurzeit testen wir ein Mobilitätsbudget anstelle des Mobilitätsbonus. Dieses kann über eine App für alle möglichen Mobilitätsservices ausgegeben werden – z.B. für ein ÖV-Ticket oder das Ausleihen eines Velos, E-Bikes oder eines E-Autos. Das alles läuft über eine einzige Plattform, auf der die Mitarbeitenden dann von attraktiven Rabatten profitieren können. Erklärtes Ziel von uns ist es, unsere eigenen Angebote mehr und mehr auch mit öffentlichen Angeboten, allen voran den Angeboten im öffentlichen Verkehr, zu vernetzen. Mobilität endet nicht am Arealzaun. Wir sind überzeugt davon, dass wir gemeinsam mit starken Partnern einen grossen Mehrwert für unsere Mitarbeitenden und letztlich alle Anwohnenden in der Region schaffen können.
Noch mehr Inspiration benötigt? Eine umfassende Zusammenstellung möglicher Massnahmen und Angebote für ein Mobilitätsmanagement findest du hier.
Basel, 5.12.2024