
Im Zusammenhang mit Geschwindigkeitskontrollen fällt gerne mal das Wort «Radarfalle». In der Praxis kommt auch tatsächlich Radartechnik zum Einsatz, aber längst nicht bei allen Kontrollen. Im Kanton Basel-Stadt ist das bei den fünf stationären, sechs semistationären und einer mobilen Anlage der Fall, die der Polizei zur Verfügung stehen.
Blitz ist nicht gleich Radar
Stationäre Blitzer findest du zumindest in Basel ausschliesslich an Ampeln. Sie können Rotlicht- ebenso wie Geschwindigkeitsübertretungen feststellen. Insgesamt sind 12 Ampeln mit einer entsprechenden Vorrichtung ausgestattet, und die fünf Anlagen «wandern» sozusagen durch die verschiedenen Standorte. (Ja, wir sind uns bewusst, dass wir in Basel eigentlich nicht von einer Ampel sprechen. Aber «Lichtsignal» könnte im Zusammenhang mit den bald folgenden technischen Vorrichtungen für Verwirrung sorgen. Also bitte sieh es uns nach!)
Als semistationär werden die Anhänger mit Messanlagen bezeichnet, die du sicher schon an verschiedenen Stellen in der Stadt gesehen hast. Eine solche Anlage einzurichten, dauert knapp eine Stunde. Dazu müssen zwei Systeme kalibriert werden. Zum einen ist das die Radarantenne, die korrekt ausgerichtet und anschliessend getestet wird. Zum anderen muss die Anlage wissen, ab welcher Geschwindigkeit sie auslösen und an welcher Stelle sie fotografieren soll.
Und nun zum eigentlichen Funktionsprinzip: Das Gerät sendet Schallwellen aus, die von einem vorbeifahrenden Fahrzeug reflektiert werden. Wenn sich das Fahrzeug auf die Anlage zubewegt, kommen die Wellen sozusagen gestaucht wieder an – und daraus lässt sich die Geschwindigkeit errechnen. Entfernt sich das Fahrzeug, haben wir die umgekehrte Situation und die Welle kommen gestreckt wieder an. (Falls du die «Big Bang Theory» geschaut hast, erinnerst du dich vielleicht an die Halloween-Folge, in der sich Sheldon als Doppler-Effekt verkleidet. Genau um dieses Phänomen geht es.)
«Der grosse Vorteil von Radaranlagen ist ihre Verlässlichkeit,» so Johannes Rohrer, Leiter Ressort Radar bei der Kantonspolizei Basel-Stadt. «Sie können Messungen durchführen, egal, ob es hell oder dunkel ist, ob es regnet oder schneit.»
5 km/h bekommst du geschenkt
Trotzdem wird nicht immer Radar verwendet, unter anderem, weil Geräte mit anderen Technologien schneller einsatzbereit sind. So haben wir in Basel auch mobile Blitzanlagen, die immer nur für wenige Stunden am gleichen Ort stehen. Sie arbeiten nebst der mobilen Radaranlage mit zwei Lichtschranken, die in einem Abstand von einem halben Meter die Geschwindigkeit messen und dann auslösen. Zudem verfügt die Polizei Basel über zwei Handlaser (+ einen als Reserve). Sie funktionieren im Grunde gleich wie Radargeräte, nur dass statt Schallwellen eben Laserstrahlen ausgesendet und zurückgeworfen werden. «Die Anwendung dieser Handlaser setzt, wie bei allen anderen Geschwindigkeit-Messsystemen, eine Zertifizierung sowie entsprechendes Training und Übung voraus», so Johannes Rohrer.
Falsche Messungen gibt es auch bei Lichtschranken- oder Lasergeräten nicht. Es kann allenfalls passieren, dass ein zu schnelles Fahrzeug einmal nicht registriert wird. Trotz der hohen Genauigkeit werden von der gemessenen Geschwindigkeit immer 5 km/h bei Radar und 3 km/h bei Laser, als Toleranz, abgezogen. Wer geblitzt wird, war also eindeutig zu schnell unterwegs.
Der Velo-Mythos
Auf unseren Social-Media-Kanälen ist immer wieder zu lesen, dass Velofahrende «nie Bussen erhalten». Das stimmt so nicht: Geblitzt werden können Velos sehr wohl. Für die Identifikation braucht es aber ein Kontrollschild, sonst kann die Busse nicht zugestellt werden. Für schnelle E-Bikes (bis 45 km/h) ist das Kontrollschild verpflichtend, und naturgemäss sind diese am ehesten gefährdet, das erlaubte Maximaltempo zu überschreiten.
Nachtrag: zu schnell – und doch keine Busse?
In vielen Fällen führt das Feststellen einer zu hohen Geschwindigkeit übrigens nicht sofort zu einer Busse. So setzt die Polizei Seitenradar-Messgeräte ein, die keine Fotos schiessen. Sie helfen dabei, Stellen zu erkennen, an denen besonders häufig zu schnell gefahren wird. «Damit können wir auch Hinweise aus der Bevölkerung überprüfen, die uns auf kritische Punkte aufmerksam machen.»
Ausserdem gibt es mehr als 20 Smiley-Tafeln, die dein Tempo mit einem lachenden oder einem traurigen Gesicht quittieren. Die Idee ist, uns alle für das eigene Verhalten zu sensibilisieren, ohne dass es sofort über das Portemonnaie laufen muss. Was ja eigentlich ein fairer Ansatz ist, oder?
Basel, 13.03.2025